Alchimique Cin�ma : Disneyland

11 Juli 2002

Ren� Walker

Fribourg

Jean-Marc Chapoulie

Paris

Nicolas Floc'h

Paris

Wie soll das Bild, das vor einem Jahrhundert laufen lernte und wegen seiner Allgegenwart unsichtbar geworden ist, wieder sichtbar gemacht werden? Jedes bewegte Bild zeugt stolz von seinem Ursprung - Fernsehen, Kunst, Kino - und führt dadurch zu einer Verzerrung in der Betrachtungsweise. An diesem Abend sollen im BBI Filme verschiedener Art und Herkunft gezeigt werden: wissenschaftliche, Amateurfilme, Industriefilme, Dokumentarfilme, Spielfilme... Vertreten sind alle Richtungen und Formate (vom Super 8 bis zum DV), Filme verschiedener Länge, so dass am Schluss die Bilder nicht mehr zugeordnet werden können. Sie werden zu Objekten, die nur noch aufgrund der Qualität der Autoren bewertet werden können. Dieser Alchimique cinéma (Schmelztiegel Kino) zeigt also befreite Bilder, die allen Einflussmöglichkeiten entzogen wurden (Geschichte, Kunst, Politik) und somit den Betrachter in die "wunderbare Unauffälligkeit einer Volkskunst" tauchen.
Orson Welles wollte in der letzten Szene seines Films Don Quichotte, die er nie gedreht hat, die Explosion der Atombombe zeigen. Diese hätte die Welt völlig zerstört, woraus Don Quichotte und Sancho Pança als Symbole der Unzerstörbarkeit und Unveränderlichkeit hätten hervorgehen sollen - die Grundsteine des Kinos einschliessend: das unzerstörbare Bild. Den Rahmen für diesen Abend liefern das chaotische Durcheinander des Autofriedhofs von Don Quichotte, die wunderbare Pappmaschee-Welt von Disneyland und der unwahrscheinliche Bau aus Beton eines Hauses der Liebe im Herzen der Sevennen, das in La part maudite gezeigt wird. Hinzu kommt die Structure multifonction von Nicholas Floc'h. Durch die Übersteigerung des Künstlichen berühren wir die Wirklichkeit.

Don Quichotte
(Orson Welles)
"Sieben Personen waren an den Dreharbeiten zu Don Quichotte beteiligt. Meine Frau (Paola) war das Scriptgirl, der Fahrer schob die Scheinwerfer umher, ich selber leitete das Ganze und war zugleich zuständig für die Beleuchtung und zudem noch Operator. Nur durch die Kamera hat man die Übersicht." Orson Welles
Das Fehlen der Montage führt dazu, dass dieser unvollendete Streifen den Zuschauer in die phantastische Vision eines prunkvollen Films taucht. Gemäss Pasolini ist die Montage eines Films das Einzige, was die Erwartungen des Zuschauers enttäuschen kann.

Disneyland, mon vieux pays natal
, Arnaud des Pallières
Avec: Emile Breton, Isabelle Poudevigne – Szenario, Bild und Montage: Arnaud des Pallières – Musik: Martin Wheeler.
Inhalt des Films: Die Geschichte des Flötenspielers Hamelin, 24 Kinder in Kinderwagen, eine Theorie über die Berg und Tal-Bahn, ein Konzentrat persönlicher Eindrücke, einige gewerkschaftliche Forderungen Diegos, eine Rehabilitation der Blindheit, eine Methode zur Heilung des Mandeln-Krebses, die vorsichtige Beschreibung einiger überraschender Wesen, ein Selbstmord im Mississippi, Micky Maus'Tod, einige Schwäne, etwas mehr Enten, ein Roboter-Portrait des Autors und ein kleiner Besichtigungsplan der Kindheit.

La part maudite
, Christian Vincent
In der Folge der 68er Jahre hat sich einer der Utopie hingegeben, nach dem Vorbild des Briefträgers und Phantasten Ferdinand Cheval, der ein Zauberschloss baute, mitten in einem Wald in den Sevennen ein Haus des Glücks zu errichten. Der Film zeigt, dass der Zuschauer das Leiden der anderen, als wäre es das seine, aufnehmen und dessen Sinnlichkeit verstehen kann. Er vermag seine Erinnerung und Worte zu suchen.

Konzert
2000
Film
2001
Film
2003
Film
2005
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